Tote Liebe by Hill Antonio

Tote Liebe by Hill Antonio

Autor:Hill, Antonio [Hill, Antonio]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2015-12-06T16:00:00+00:00


25

»Toller Morgen«, sagte Leire, als sie gerade einsteigen wollte. »Hättest du was dagegen, wenn ich fahre? Dann habe ich wenigstens das Gefühl, etwas Nützliches zu tun.«

Fort verkniff sich ein Lächeln. Er gewöhnte sich schon an die Ungeduld seiner Kollegin, im Grunde amüsierte es ihn. Für ihn waren die Stunden, die sie darauf verwandt hatten, Leo Andratx und Isaac Rubio zu befragen, keine verlorene Zeit gewesen, sowenig Nennenswertes die beiden auch zu dem Fall beigetragen hatten, einem Fall, der tatsächlich nur einen einzigen möglichen Verdächtigen zu kennen schien: Ferran Badía.

Leo hatte sich mit ihnen in einem Café in der Nähe des Sitzes der Mobilfunkgesellschaft getroffen, wo er arbeitete. Leire hatte das Gespräch in die Hand genommen. Letztlich bestätigte er nur, was er sieben Jahre zuvor schon gesagt hatte: Er habe nicht die geringste Ahnung, was seinen Freunden passiert sein könnte; damals, als sie verschwanden, sei er fest davon überzeugt gewesen, sie seien aus freien Stücken gegangen.

»So waren sie nun mal. Sie hatten etwas von … Bohemiens, auch wenn ich nicht weiß, ob es das richtige Wort ist.«

»Fanden Sie es nicht merkwürdig, den ganzen Sommer nichts von ihnen zu hören?«

»Ehrlich gesagt, nein. Nachdem Dani nicht zu dem Auftritt kam, haben wir uns kaum noch gesehen. Und mit Cristina habe ich mich nie besonders verstanden. Das heißt, weder gut noch schlecht. Sie war Danis Freundin, das war alles.«

»Und im September?«

Leo zuckte die Achseln.

»Das kam mir schon komisch vor. Klar, dass Sie dachten, ihnen wäre was passiert. Die Polizei, meine ich. Aber aufgeklärt wurde auch nichts, also …« Er breitete die Arme aus, als wollte er bedeuten, wenn schon sie, die Profis, zu keinem Schluss gelangt waren, woher dann er. »Ich fürchte, mit der Zeit habe ich sie vergessen. Ich weiß, das klingt schrecklich, aber tatsächlich haben wir uns alle zerstreut. Hugo ist nach Madrid gegangen, und Isaac, keine Ahnung, wo der steckt. Was uns zusammengehalten hat, war die Band. Als sie auseinanderbrach, hat jeder sein Leben gelebt.«

»Und warum ist sie auseinandergebrochen?«

Leo lachte. Er hatte ein charmantes Lachen, das Lachen eines Jungen aus guter Familie, und perfekte Zähne. Der Anzug machte auch was her, den Blicken nach zu urteilen, die die Kellnerin ihm von der Theke aus zuwarf.

»Was weiß ich.« Er legte beide Hände auf den Tisch. »Ich will nicht sagen, dass wir noch Kinder waren, denn das waren wir nicht. Manchmal denke ich, es ist ewig her, aber es sind nur sieben Jahre. Ich nehme an, an dem Tag des Auftritts, als Dani nicht kam, haben wir gemerkt, dass das Ganze nur ein Spaß war, weiter nichts.«

»Es muss Sie geärgert haben, dass er Sie versetzt hat …«

»Na klar. Wir hatten viel geprobt, und ohne Dani, den Sänger, konnten wir nicht auf die Bühne. Aber ich sagte ja, wie sie waren.«

»Bohemiens, ja«, sagte Leire. »Hat er Ihnen einen Grund genannt? Hat er seine Abwesenheit irgendwie gerechtfertigt?«

»Interessiert Sie das jetzt wirklich?«

»Sonst würde ich nicht fragen.«

»Also gut.« Er schloss die Augen ein wenig, als versuchte er sich zu erinnern. »Ich glaube, er sagte, er hätte Wichtigeres zu tun gehabt.



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